Anamnese
Im Mai dieses Jahres wird uns eine 40-jährige Patientin von ihrem Hausarzt zugewiesen. Bei der aus den USA stammenden Frau besteht schon seit einem Jahrzehnt die Diagnose einer rezidivierenden depressiven Störung (F33.0), aber bisherige Therapieversuche führten nicht zum adäquaten Erfolg. Die Patientin kommt nun zu uns mit der inständigen Bitte, endlich eine geeignete Behandlung für sie zu finden.
Für die Patientin stünden im Moment ihre Probleme in Ehe und Familie im Vordergrund. Sie habe einen siebenjährigen Sohn und stehe kurz vor einer Trennung von ihrem Ehemann. Ihre Beziehung leide unter anderem stark unter ihren ausgeprägten, impulsiven Durchbrüchen. Eine weitere Belastung seien die starken Schwierigkeiten bei der Stellensuche, da sie nach einer Kinderpause wieder ins Arbeitsleben einsteigen wolle.
Die Patientin berichtet «seit der Kindheit» rezidivierende Depressionen zu haben, die stark zyklusabhängigen Schwankungen unterliegen. Hinzu komme eine deutliche Beeinträchtigung durch ein prämenstruelles Syndrom. Seit sie «denken könne», fühle sie sich oft «andersartig» und sei im Vergleich zu den Menschen in ihrer Umgebung schnell gelangweilt. Es falle ihr zudem schwer, sich zu konzentrieren. Darüber hinaus fühle sie sich immer wieder körperlich und geistig erschöpft und habe «Minidepressionen von zwei bis drei Tagen». In diesen Phasen müsse sie dann viel schlafen und könne sonst nichts machen. Menschenansammlungen würden sie sehr anstrengen. Das beruflich erforderliche Networking raube ihr viel Energie, weswegen sie solche Situationen meide, obwohl sie diesbezüglich keine Ängste habe. Seit der Jugend leide sie zudem unter starken Gewichtsschwankungen (ca. +/– 15 kg).
Der Hausarzt hat bereits im Vorlauf ausgedehnte Laboruntersuchungen durchgeführt. Im Ergebnis sind die Parameter insbesondere für Blutbild, Leberwerte, Schilddrüsenparameter und Eisen/Ferritin sämtlich unauffällig.